Georg Grüber
Geschäftsführer der Grüber Holzbau GmbH

 

Was ist wichtig, damit sich internationale Mitarbeitende in Ihrem Unternehmen gut integrieren können?

 

Das Allerwichtigste ist meiner Erfahrung nach die Sprache. Wenn die nicht funktioniert oder wenn jemand nicht bereit ist die Sprache zu lernen, ist es sehr, sehr schwer. Es ist nachvollziehbar, dass jemand, der den ganzen Tag arbeitet, abends nicht mehr die Energie hat, in die Schule zu gehen, um Deutsch zu lernen. Wir haben daher einen Mitarbeiter aus Syrien für ein Jahr freigestellt, damit er erst einmal die deutsche Sprache lernen kann. Danach schauen wir weiter, wie sein Sprachniveau ist. In unserem Beruf kommt noch hinzu, dass wir viele Fachausdrücke verwenden. Das sind zum Teil alte Begriffe, die man heute gar nicht mehr im normalen Sprachgebrauch verwendet, sondern nur noch in unserem Handwerk, wie zum Beispiel das Wort „Abbund“. 

Offenheit auf beiden Seiten ist auch hilfreich. Ich finde es gut, wenn sich die Kollegen abends mal zusammensetzen und auch privat Kontakt haben. 

Ein nicht zu unterschätzendes Thema ist die Religion. In unserem Beruf sind die meisten Mitarbeiter auf der Baustelle und müssen dort körperlich arbeiten. Unter diesen Voraussetzungen ist es zum Beispiel für einen Muslim nicht einfach, an Ramadan zu fasten. Wenn alle unsere Mitarbeiter Muslime wären, dann könnten wir den Betrieb während der Fastenzeit schließen. Da das aber nicht so ist und Aufträge erledigt werden müssen, kommt es manchmal zu Urlaubssperren. Wenn Einzelne dann doch Urlaub haben wollen, kann das schon mal zu Spannungen unter den Kollegen führen. Da ist es dann nicht ganz einfach, Religion und unseren Beruf unter einen Hut zu bringen. 

 

 

Was raten Sie Unternehmen, die Fachkräfte mit ausländischen Abschlüssen oder auch Mitarbeitende ohne formale Qualifikationen einstellen möchten?

 

Noch einmal: Das Wichtigste ist die Bereitschaft, die Sprache lernen zu wollen. Die Bewerber müssen nicht unbedingt perfekt Deutsch können, aber die Bereitschaft muss da sein, die Sprache zu lernen. Unternehmen rate ich, auf jeden Fall ein mehrwöchiges Praktikum anzubieten. Bei uns machen wir – egal ob es deutsche oder ausländische Mitarbeiter sind – erst mal ein zwei- bis dreiwöchiges Praktikum. Ich muss einschätzen können, ob der Bewerber zum Betrieb passt, und der Bewerber muss einschätzen können, ob das der richtige Beruf für ihn ist. 

Oft kennen ausländische Mitarbeiter das deutsche Handwerk nicht. Wir haben ganz andere Konstruktionen, wir haben ganz andere Ansprüche. Bei uns in Deutschland wird alles mit einer 300-prozentigen Sicherheit gerechnet. Alles muss 500 Jahre lang halten; obwohl es nach 30 Jahren abgerissen wird. 

 

 

Welche Kompetenzen oder Ressourcen bringen internationale Mitarbeitende mit, die für das Unternehmen wichtig sein können? 

 

Ich sehe in den geflüchteten Menschen, dass sie ein Teil der Lösung für den Fachkräftemangel sein können. Falsch wäre es zu sagen, man nimmt sie jetzt nur als Hilfsarbeiter. Heute haben neun von zehn Lehrlingen im Handwerk ein Abitur und das ist für den Handwerksberuf nicht ganz die richtige Mischung. Diejenigen mit Abitur machen oft noch nach der Lehre ein Studium in Architektur oder im Ingenieurwesen. Wir brauchen aber auch Leute, die bei dem Beruf bleiben, also Facharbeiter, die dann die Arbeit auch machen. Flüchtlinge sind oft dankbar und froh, dass sie eine Arbeit haben. Nachdem sie vier bis fünf Jahre die Arbeit gemacht haben und alles in trockenen Tüchern haben, bleiben sie erst mal bei dem Beruf und wollen nicht gleich noch mal die Schulbank drücken oder weiter studieren. Und bei uns in der Branche – das kann ich gut beurteilen – verdienen sie nicht schlecht. Also ich glaube, die Chance ist größer, unter den Migranten Fachkräfte fürs Handwerk zu finden als bei den Einheimischen. 

 

Das Förderprogramm Integration durch Qualifizierung zielt auf die nachhaltige Verbesserung der Arbeitsmarktintegration von Erwachsenen mit Migrationshintergrund. Inwiefern hat das Angebot des Förderprogramms Sie als Arbeitgeber unterstützt?

 

Wir haben regelmäßigen Kontakt mit der Handwerkskammer Mannheim Rhein-Neckar-Odenwald. Unser dortiger Ansprechpartner bringt uns oft mit Interessenten zusammen, die sich bei uns für ein Praktikum vorstellen. 


Über das Unternehmen:

 

Die Grüber Holzbau GmbH in Schriesheim verbindet die Erfahrung eines Traditionsbetriebs mit den höchsten technischen Anforderungen der heutigen Zeit. Seit der Neugründung im Jahre 1976 durch Georg Grüber bietet das Unternehmen ein breites Spektrum an Dienstleistungen rund um den Holzbau an – von Zimmerarbeiten aller Art bis zu energetischen Dachmodernisierungen. Das Unternehmen hat aktuell etwa 20 Mitarbeitende aus fünf Nationen. 

 

www.grueber-holzbau.de