Peter Pohlmann 

Geschäftsführer der Schiele Automation und Umwelttechnik Hornberg GmbH

 

Was ist wichtig, damit sich internationale Mitarbeitende in Ihrem Unternehmen gut integrieren können?

 

Bei uns wird im Betrieb und auch im Kundenbereich überwiegend Deutsch gesprochen. Deshalb ist für alle Mitarbeiter zuerst einmal wichtig, dass ein ordentlicher Grundwortschatz in Deutsch vorhanden ist. In der Fertigung haben wir einige Mitarbeiter, die nur mit Grundkenntnissen in Deutsch gekommen sind und die wir aber mittlerweile recht gut integriert haben. In der Projektierung benötigen wir ab und zu eine andere Sprache, da wir einen Industriekunden haben, der ins Ausland liefert. In einem solchen Fall ist es gut, wenn wir Mitarbeiter haben, die andere Sprachkenntnisse haben, um zum Beispiel Schaltpläne übersetzen zu können. 

 

Wir haben festgestellt, dass es hilfreich ist, für ausländische Mitarbeiter einen Paten zu benennen. Der Chef kann sich nicht tagtäglich um einen neuen Mitarbeiter kümmern und daher ist es wichtig, dass ein neuer Kollege oder eine Kollegin eine feste Ansprechperson hat, wenn er oder sie irgendwelche Probleme feststellt. 

 

 

Was raten Sie Unternehmen, die Fachkräfte mit ausländischen Abschlüssen oder auch Mitarbeitende ohne formale Qualifikationen einstellen möchten?

 

Der Unternehmer braucht vor allem einen langen Atem und die Bereitschaft außerhalb der Arbeit viel mit zu organisieren. Besonders die Wohnungssuche ist ein großes Problem, weil wir die Beobachtung gemacht haben, dass die Bereitschaft nicht groß ist, einem Syrer oder einem anderen Migranten eine Wohnung zu vermieten. Unseren Mitarbeitern aus Spanien und Syrien hat es bei der Wohnungssuche geholfen, dass wir sehr gut in der Region vernetzt sind.

 

Ansonsten ist Offenheit, Geduld und Engagement von beiden Seiten wichtig. Als wir vor zwei Jahren dringend neue Facharbeiter brauchten und in der Region keine gefunden haben, haben wir mit Hilfe der Academia Española de Formación (AEF) aus Hornberg einen neuen Mitarbeiter in Spanien gefunden. Er konnte zwar noch nicht gut Deutsch, belegte aber, bevor er nach Deutschland kam, in Spanien einen Deutschkurs und besuchte hier bei der AEF nach Feierabend für ein halbes Jahr einen weiteren Kurs.

Über die AEF haben wir auch unseren syrischen Kollegen gefunden. Er hatte in Syrien eine zweijährige Ausbildung zum Industrieelektroniker gemacht und war damals in einem Integrationskurs bei der AEF. Wir haben uns beim Jobcenter erkundigt, was möglich ist und so besuchte er vormittags seinen Integrationskurs und am Nachmittag absolvierte er bei uns ein Praktikum. Jetzt haben wir ihn voll übernommen. 

Das sind zwei positive Beispiele. Es gibt natürlich auch Kandidaten bei denen es nicht so gut geklappt hat. Beispielsweise hatten wir einen weiteren Syrer, der der Meinung war, dass er bei uns sofort eine Ingenieurstätigkeit aufnehmen könnte. Da habe ich ihn ein Leistungsverzeichnis und ein Lastenheft von einem Projekt hingelegt und gesagt, dass er diese Unterlagen hundertprozentig verstehen und umsetzen muss, um bei uns als Ingenieur zu arbeiten. Leider war die Einsicht nicht da.

 

 

Welche Kompetenzen oder Ressourcen bringen internationale Mitarbeitende mit, die für das Unternehmen wichtig sein können? 

 

Ich kenne einen jungen Mann aus Syrien der in seiner Heimat Bankwesen studiert hat und hier eine „C1-Prüfung“ bestanden hat. Er betreibt einen YouTube-Kanal, wo er anderen Syrern die deutsche Sprache erklärt, mit Akkusativ und Dativ uns so weiter. Obendrein arbeitet er auch noch ehrenamtlich! Also ein überaus engagierter, motivierter und hoch qualifizierter Mensch. Wir suchten in Banken oder in der kaufmännischen Abteilung von größeren Firmen ein Praktikumsplatz für ihn. Aber er bekam überall nur Ablehnungen und ist überhaupt nicht weiter gekommen. Und das, obwohl wir Unternehmen angesprochen haben, die wir auch persönlich kennen. Der junge Mann jobbt jetzt bei einem Bäcker, weil er nicht dem Staat auf der Tasche liegen möchte. Ich habe erlebt, dass viele qualifizierte Leute schwer unterkommen und das ist schade, wenn von den Unternehmen Kompetenzen und Talente nicht erkannt werden. 

 

 

Das Förderprogramm Integration durch Qualifizierung zielt auf die nachhaltige Verbesserung der Arbeitsmarktintegration von Erwachsenen mit Migrationshintergrund. Inwiefern hat das Angebot des Förderprogramms Sie als Arbeitgeber unterstützt?

 

Für die Mitarbeitergewinnung war die Arbeit der AEF sehr hilfreich. Wir haben hier im Ortenaukreis zwei Prozent Arbeitslosigkeit. Über normale Stellenanzeigen oder über das Arbeitsamt ist es schwer, Mitarbeiter zu bekommen. Und die zwei Mitarbeiter, die ich über die AEF bekommen habe sind voll integriert. Super ist auch, dass die Mitarbeiter der AEF noch eine Art „Nachsorge“ betreiben und sich hier in der Region für die Migranten sehr engagieren. Unser spanischer Kollege ist nun auch in der spanischen Community aktiv.

  

 


Über das Unternehmen:

Die Firma Schiele AUH in Hornberg ist ein spezialisierter Hersteller und Dienstleister für Elektro-, mess-, steuer- und regelungstechnische (EMSR) Anlagen. Der Schwerpunkt bei Schiele AUH liegt bei der Projektierung, Fertigung und Montage von elektrotechnischen Anlagen für die kommunale und industrielle Wasser- und Abwasserwirtschaft. Das Unternehmen blickt auf eine lange Firmengeschichte seit seiner Gründung 1912 als „Schiele Industriewerke Hornberg“ zurück und hat bereits seit 1935 einen Schaltschrankbau. Das Unternehmen hat 32 Mitarbeitende aus 4 verschiedenen Nationen.

 

http://schiele-auh.com